RunningBro goes IRONMAN - Bestzeit oder Blaulicht

Um was geht es eigentlich wirklich im Leben? Geht es darum, immer den einfachsten, und schnellsten Weg zu gehen? Geht es darum, in seiner Komfortzone zu bleiben, und sich da gut und sicher zu fühlen? Die Dinge zu machen, die man schon immer macht. Das Leben zu leben, dass man schon immer lebt. Oder das Leben zu leben, dass die meisten leben, nur um nicht in der Gesellschaft aufzufallen.

Oder geht es darum, sich Ziele zu setzen die weit außerhalb der Komfortzone liegen. Die dir Angst machen, weil sie so groß sind, dass du dich nicht mal traust, davon zu träumen…aber trotzdem ständig daran denken musst, auch wenn dich vielleicht andere für verrückt halten. Was ist Deine Antwort darauf. Ich hab meine gefunden…

Wer schreibt hier? Ein Ur-Bro, ein RunningBro der ersten Stunde. Ich war bei der Entstehung dabei, als die RB gegründet wurden. Was folgte: Unzählige 10 km-/HM-Läufe 10 x Marathon (erster Frankfurt 2012) Leider nutzte sich dieser „Mythos Marathon“ allerdings für mich in all den Jahren etwas ab. Immer dieselben 12 Wochen Vorbereitung, immer dieselben Trainingsabläufe, immer und immer wieder. Und mein größtes Problem: Aufwand und Ergebnis standen einfach nie im Verhältnis. Nie habe ich es wirklich geschafft (und das war langsam auch bekannt) mein Können auf die Straße zu bringen. Das führte zu Verbitterung und Resignation. Ich musste mir eingestehen, dass ich den Spaß am Laufen verloren hatte. Also musste was neues her. Stillstand ist Rückschritt – und was sollte ich jetzt sonst mit meiner Zeit anfangen?

Meine Frau, mein Umfeld war gewohnt, dass ich die meiste Zeit sportlich unterwegs bin. Diese Gewohnheit wollte ich nicht zerstören. Auf Rat eines Freundes hieß es dann Triathlon. Genau mein Sport! 3 Sportarten = Abwechslung Anfangs (2018) in Eigenregie. Volksdistanz (750m/20 km/ 5 km), Olympische Distanz (1,5 km/40 km/10 km) und Mitteldistanz (2 km/90 km/21,1 km). Alles schön der Reihe nach. Die fast logische Konsequenz war 2021 meine erste Langdistanz (3,85 km schwimmen, 185 km/2000 HM Rad, und 42,195 km Laufen). Hier dann mit dem ersten Trainer.

Stefan Eichhorn ist selbst Mitglied bei den RunningBros und erfahrener Sportler. Er hat sich meiner angenommen, als es keiner wollte, als es mir keiner zutraute. Herausforderung war mit einem engem Zeitbudget (Familie, Arbeit, etc.) von ca. 10-12 Std./Woche diese Distanz zu schaffen. Qualität vor Quantität. Was ne geile Reise! Ich wollte immer einen Trainer, da mir einfach die Erfahrung fehlte und immer Zweifel da waren. War es genug? War es zu wenig? Bin ich fit? Hier habe ich „einfach“ die Verantwortung abgegeben. Ich habe Stefan zu 1000% vertraut. Also war ich mir sicher – wenn ich mich an den Plan halte - werde ich am 15.08.2021 in Frankfurt fit am Start stehen.

Die erste Langdistanz war phänomenal. Diese Erfahrung ist unbeschreiblich, einfach prägend. Die Stimmung und Unterstützung, die ich erfahren durfte, werde ich mein Leben nicht vergessen. ABER – und das gibt es bei mir immer -, mit 13:18 Std. war ich sportlich nicht zufrieden. Mal wieder ist es mir nicht gelungen die vielen Stunden und Kilometer (ca. 6.000 km Rad, 1.500 km Laufen und 100 km schwimmen) in eine zufriedenstellende Zeit umzumünzen. Klar, die erste Langdistanz ist zum Lernen da - und das habe ich auch. Ich weiß jetzt was Schmerzen wirklich sind, wenn du auf dem Rad bei KM 120 bei 34 Grad fast stirbst, und du beim Marathon die letzten 20 km nur noch gehen kannst.

Also nach reiflicher Überlegung und Zustimmung der Familie, und einem „ruhigen“ Jahr, folgte der zweite Anlauf. IRONAMN Hamburg 2023 (3.000 Starter). Stefan und ich standen allerdings vor der Herausforderung aus dem ohnehin schon engen Zeitbudget noch mehr rauszuholen. Ich wollte eine neue Bestzeit. Es war übel. Es war asozial! Den ab dem Zeitpunkt stand das soziale Leben für ein Jahr still. Mehr Intensität, mehr Umfang in kürzerer Zeit – heißt ich musste schneller werden! Ich musste professioneller werden. Das hieß: regelmäßige Leistungsdiagnostigen (Spiroergometrie) auf Laufband und Fahrrad, aber auch die Ernährung, und die körperliche Konstitution haben wir „überarbeitet“.

In Hamburg stand ich mit 74 kg und 8 % Körperfett (bei einer Körpergröße von 1,85 m) am Start – in Shape würde ich sagen ;-). Vor allem auf dem Rad haben wir ein Feuerwerk an Kilometer angebrannt. Allein im März (inkl. Trainingslager auf Lanzarote – hier waren es 30 Stunden Training die Woche) bin über 1.000 km gefahren. Dann war er da. Der große Tag! Triathleten trainieren nur für diesen einen Tag. Da MUSS alles passen.

Am Freitag sind wir angereist. Es war wieder die komplette Supporter Crew (bestehend aus 7 Mitgliedern) aus Frankfurt mit am Start. Was für ein geiles Gefühl! Freitag haben wir dann noch die Startunterlagen abgeholt. Samstag ist Check-In von Fahrrad und den Wechselbeuteln für Rad und Laufen. Sonntag früh um 03:30 Uhr klingelt dann der Wecker – aber schlafen tut da sowieso keiner wirklich. Kleinigkeit zum Essen, und um 05.00 Uhr geht es zum Start. Letzte Dinge am Fahrrad erledigen (Flaschen und Ernährung verstauen, Luft überprüfen…). Dann den Neo an und ab zum einschwimmen in der Außenalster – was eine Brühe. Es folgt das obligatorische Einstimmen des Moderators. Die Aufregung steigt – eine Mischung aus Aufregung und Angst. Auf der einen Seite willst du ins Wasser, auf der anderen Seite heim zu Mami.

Dann geht es los. 3,85 km schwimmen Im „Rolling-Start“ (alle 3 Sekunden – 4 Mann) geht es ins 17,5 Grad kalte Wasser. Nachdem ich 3-mal auf die Mütze bekommen habe, habe ich meinen Rhythmus gefunden. Nach 1:25 Std. kam ich aus dem Wasser. Nicht wirklich gut, aber der Kälte des Wasser geschuldet, war nicht mehr drin – eh meine schwächste Disziplin – also weiter ging’s. Ab in die längste Wechselzone der Welt. Fast 900m! Neo aus, Helm auf und ab. Noch kurz die Anfeuerungsrufe der Crew genießen und aufs Rad. 180 km / 800 HM Rad Hier konnte ich endlich mal zeigen, was möglich ist. Nach 5:36 Std. (32 km/h Durchschnitt) war auch das erledigt. Wenn man bedenkt, dass wir aufgrund der tragischen Ereignisse zweimal zu Fuß um die Unfallstelle (über den Damm) herum mussten (Zeitverlust ca. 7-8 Minuten), bin ich mehr als zufrieden.

In der Wechselzone Emotionen pur. Beim Wechsel stand meine Crew hinter mir, und hat mich angefeuert wie einen Profi. Zu diesem Zeitpunkt war ich dabei meine Zeit von Frankfurt zu pulverisieren. Selbst mein doch eher zurückhaltender Coach war ein Vulkan an Emotionen. Diese Stimmung habe ich aufgezogen und bin zur nächsten Station geeilt. Es stand ja noch der Marathon (42,195 km) auf dem Plan. Ich habe losgelegt wie die Feuerwehr. Die ersten Kilometer unter 05.00 min/km. Die Stimmung stieg. Bis KM 10 war ich auf Kurs 10:40 Std. Zielzeit! Was in meiner Altersklasse zu der Zeit sogar die Quali für die WM in Nizza möglich gemacht hätte! Die Crew und der Support zu Hause (über eine WhatsApp-Gruppe auf dem Laufenden gehalten) explodierte schier.

Aber die Gesetze der Langdistanz sind einfach – es kann alles passieren. Bei KM 12 wartete der berühmte Mann mit dem Hammer. Der hatte allerdings den Hammer vergessen und zielte mit einer Knarre auf mich – großes Kaliber – Blattschuss. Rien ne va plus! Mein Körper gab auf… Je mehr ich mich dagegen wehrte, umso mehr kam die Gegenreaktion. Ich musste mich mehrmals übergeben, mein Kreislauf spielte verrückt, und fing an bei 30 Grad zu frieren. Die nächsten Kilometer fing ich an, mir die Aufgabe, die für mich klar war, schön zu reden. Jeder, selbst ein Profi, bringt nicht jedes Rennen ins Ziel. Jeder hat schon mal aufgeben müssen – das ist keine Schande. Bei KM 18 wartete meine Frau und mein bester Freund. Ehrlich gesagt, war ich erleichtert. Ich sank auf die Knie (mitten auf der Strecke), und gab meine Entscheidung bekannt: Aufgabe!

Die ersten Sanitäter eilten zu Hilfe! Mein Bodyguard, also meine Frau ;-), hielt sie ab. Denn, sobald man beim Triathlon Hilfe von außen annimmt, ist das Rennen beendet! Das wollten sie nicht zulassen. Das haben sie nicht zugelassenen. Lange wurde auf mich eingeredet. Ich wurde mit Essen und Trinken versorgt und wieder auf die Strecke gestellt. 2 km vor dem Zeil (an dem man 4-mal vorbei musste) hatte man mir die Wahl gelassen - Steige am Ziel aus, oder lauf weiter. Ein paar Meter weiter mein Coach und Antje – auch hier Aufmunterung. Ich habe dieses Vertrauen in mich gespürt, diese Untertützung. Und ja, ich war es ihm und allen anderen verdammt nochmal schuldig, dieses Rennen ins Ziel zu bekommen. Sie alle haben mich über Monate und Jahre unterstützt, motiviert und inspiriert. Aber vor allem war ich es mir schuldig. Ich musste mich endlich mal für all die Mühen belohnen – denn trotz allem, war ich immer noch auf Kurs Bestzeit.

Also Laufen – gehen. Laufen – gehen. Laufen – gehen. Und dann war es da – das Ziel – der Zielkanal. Flutlicht, laute Musik, geile Stimmung. Also aufrichten, und den Emotionen freien Lauf lassen. Was hier abfiel war enorm. Alle Anspannung und Druck. Im Zielkanal wartete mein bester Freund. Ich konnte nur die Fäuste ballen und schreien. Es war geschafft! Es schallte aus den Lautsprechern: MIKE, you are an Ironman! 12:13:54 Std. – 1:05 Std. schneller als 2021 in Frankfurt. Anschließend wartete die restliche Crew – dieses Finish war für sie. Für alle die mich auf dem Weg unterstützt haben und an mich geglaubt hatten.

Liebe RunningBros, wenn ich es schaffe, schafft es jeder. Setzt auch Ziele. Erreicht diese. Es gibt kein geileres Gefühl. Bleibt dran. Es spielt keine Rolle wie schnell oder wie weit. Ihr seid das Maß aller Dinge – nur ihr selbst. In diesem Sinne: Hey, Ho, RunningBros go!

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